Familientherapie

Während noch vor gut einem halben Jahrhundert psychische Probleme als Erkrankungen einer Einzelperson galten, deren Probleme losgelöst aus ihrem sozialen Umfeld betrachtet und behandelt wurden, begannen einige Therapeuten in den 50er Jahren Veränderungen der Symptomatik bei Patienten zu beobachten, nachdem sie in ihrer Klinik von Familien-angehörigen besucht worden waren. Es entstand die Idee, dass die Kommunikation zwischen den einzelnen Familienmitgliedern Symptome verbessern oder verstärken könnte. Die Familie wurde erstmals in Behandlungen und Gespräche mit einbezogen und es zeigten sich erste Erfolge.

"Um klar zu sehen reicht oft ein Wechsel der Blickrichtung"

Antoine de Saint-Exupéry



Jede Familie entwickelt im Laufe ihres Zusammenwachsens Kommunikationsmuster, Regeln, Leitsätze, Tabus. Diese entwickeln sich nicht nur in der jungen Familie sondern werden auch aus den eigenen Herkunftsfamilien mitgebracht.

 

Kommt es zu Beziehungsproblemen oder Symptomen eines Familienmitgliedes, ist es sinnvoll, sich diese Muster anzuschauen. So können Veränderungen angestrebt werden, die das Zusammenleben für alle harmonischer gestalten und es ermöglichen, Konflikte ohne Angst anzusprechen und auszutragen.

 

Es ist auch möglich, dass die Anpassung an Veränderung der Lebensumstände der Familie noch nicht gelungen ist, beispielsweise der Eintritt des Kindes in den Kindergarten oder die Schule, die Phase der Pubertät und damit einhergehende Ablösungsbestrebungen, oder ein Wohnorts- oder Berufswechsel.

 

Doch: Familien haben nicht nur Schwierigkeiten und Probleme, sondern sie verfügen auch über Fähigkeiten (Ressourcen) die ihnen Kraft geben, ihre Situation zu verändern. Diese Ressourcen zu erkennen und zu nutzen ist ebenfalls ein wichtiger Pfeiler der systemtherapeutischen Arbeit.


Treten in einer Familie Probleme auf, entstehen bei allen Familienmitgliedern Lösungsideen. Funktionieren diese nicht kommt es häufig zu Schuldzuweisungen, welche wiederum dazu führen, dass die Bereitschaft zu einer konstruktiven Auseinandersetzung schwindet.
Da systemische Therapie davon ausgeht, dass „alle in einem Boot sitzen“, also jedes Familienmitglied – oft mit den besten Absichten- die schwierige Situation mit aufrecht erhält ist es sinnvoll, wenn alle am System Beteiligten an den Sitzungen teilnehmen.
Ist dies nicht möglich, kann jedoch auch mit den verbleibenden Familienmitgliedern gut gearbeitet werden.

 

In der Regel betragen die Abstände zwischen den Sitzungen zwei bis drei Wochen und es genügen 10 -15 Sitzungen.